Do 11.4.02 // 0 Uhr // Bibliothek

Übersetzer stellen vor

Die armenische Autorin Gohar Markosjan-Kaspers und ihre Übersetzerin Gabriele Leupold

Gohar Markosjan stammt aus einer armenischen Künstlerfamilie, schreibt
jedoch russisch. Ihr Roman »”Penelope, die Listenreiche« spielt an einem
einzigen Tag im November 1994 in der armenischen Hauptstadt Jerewan. Durch
den Krieg um Berg-Karabach und nach einem verheerenden Erdbeben herrscht in
Jerewan Ausnahmezustand, es gibt kaum Strom und die Verkehrsmittel bleiben
immer wieder stecken. Penelope, die Heldin, begibt sich auf der Suche nach
Strom und Wasser für die tägliche Dusche auf eine wahre Odyssee durch ihre
Heimatstadt, besucht ihre Freundinnen und Verwandten in den verschiedensten
Bezirken – und verpaßt immer knapp den Moment, in dem sie die heißersehnte
Dusche hätte nehmen können, weil der Strom gerade wieder abgestellt wurde
oder das Wasser zu fließen aufgehört hat. Diese beinah burleske
Rahmenhandlung bietet den eigentlichen Themen des Romans großzügig Raum:
das Leben in einem postsowjetischen Land, die Vergegenwärtigung einer
langen, tragischen Geschichte, die Frage von Identität, die Sehnsucht nach
Freiheit und bescheidenem Wohlstand, die untrennbar mit Heimatliebe und
einer heiter-stoischen Haltung angesichts der Zustände verbunden ist. Gabriele Leupold lebt in Berlin. Sie hat Werke von Pasternak, Belyj und vielen anderen russischen Autoren übersetzt.