Mo 7.6.10 // 0 Uhr // Bibliothek

Verlagspolitik im Nachkriegsdeutschland. Die Anfänge von Kiepenheuer & Witsch (1948-1959)

Birgit Boge im Gespräch mit Barbara Krauß (Harrassowitz Verlag) und Helge Malchow (Kiepenheuer & Witsch)

Birgit Boge untersucht in ihrer umfassenden Studie zur Geschichte des Kölner Verlags Kiepenheuer & Witsch das Wirken des Verlegers Joseph Caspar Witsch in der Etablierungsphase des Verlags von 1948 bis 1959. Sie skizziert die Gründungsgeschichte und gibt einen Überblick über die wichtigsten Besonderheiten des belletristischen Verlagsprogramms in dieser frühen Phase, bevor sie sich dem Kernteil ihrer Studie, der Rolle des Verlegers Witsch, widmet. Witsch beschränkt sich nicht nur darauf, das Verlagsprogramm zu organisieren und die Werke seiner Autoren zu publizieren, sondern er betätigt sich, um den Erfolg seines Unternehmens zu sichern, als Netzwerker, der mit dem gesamten Literaturbetrieb in Kontakt steht und seine Einflussmöglichkeiten auf das Literaturgeschehen der Zeit voll ausnutzt. In diesem Zusammenhang wird auch das politisch motivierte Handeln Witschs im Kontext des Kalten Krieges beleuchtet. Der Verleger, der sich dazu berufen fühlt, die zeitgeschichtliche Entwicklung in Deutschland mit zu steuern, versucht auch hier insbesondere mit Hilfe seines belletristischen Verlagsprogramms allgemeinen Einfluss zu nehmen.

Ein zentrales Anliegen der Studie ist es, die bisher vernachlässigte Rolle der Vermittlungsagenten von Literatur in der buch¬ und literaturwissenschaftlichen Forschung hervorzuheben und die Bedeutung der Verlegerpersönlichkeit als integralen Bestandteil von Literaturgeschichte sichtbar zu machen.