Di 6.5.14 // 19 Uhr // Saal & Foyer

Münchner Literaturpreis 2014

Verleihung des Preises an Hans Pleschinski

Laudatio: Dr. Jens Bisky
Gesang: Coutertenor Kai Wessel
Laute: Johannes Vogt

Der Schriftsteller Hans Pleschinski wird für sein Gesamtwerk mit dem Münchner Literaturpreis 2014 ausgezeichnet.
Der mit 10.000 Euro dotierte Literaturpreis wird alle drei Jahre verliehen.
Bisherige Preisträger sind: Carl Amery, Gert Hofmann, Hermann Lenz, Günter Herburger, Ernst Augustin, Uwe Timm, Herbert Rosendorfer, Tilman Spengler und Keto von Waberer.

»›Man muss mutwillig neu Geschichten erzählen. Man muss Geschichten erfinden, die über den Abgrund führen.‹ Mit diesem Credo hat sich Hans Pleschinski seit Mitte der 1980er Jahre ein erstaunliches stilistisches wie thematisches Repertoire als Romancier, Essayist, Hörfunk-Autor, Übersetzer und kommentierender Herausgeber erschrieben.
Nach einer Literaturbetriebs-Satire hat er historische Phantasien veröffentlicht, die sich am authentischen Stoff entzünden oder in der grotesken Tradition Mark Twains stehen und bis zu der fast übermütigen Thomas Mann-Hommage »Königsallee« reichen.
Hans Pleschinski ist ein dezidiert europäischer Autor, der gegen die zunehmend standardisierten Lebensvorschriften anschreibt und die heitere Selbstbestimmtheit gegen viele Widrigkeiten verteidigt, z.B. schickt er in dem Roman »Brabant« ein historisches Segelschiff mit einer europäischen Gesellschaft, die in 13 Sprachen spricht, gen Amerika, um der Nivellierung und Disneyisierung den Kampf anzusagen. Mit seinen großen Editionen – des Briefwechsels von Voltaire und Friedrich II., der Korrespondenz der Madame Pompadour, des geheimen Tagebuchs des Herzogs von Croÿ – ist er ein wichtiger Vermittler des französischen 18. Jahrhunderts als Lebensform.
Mit seinen fiktionalen Werken und den autobiographisch geprägten Büchern hat er eine deutsche Chronik vorgelegt, die trotz aller widrigen und tragischen Aspekte für ein ‚anderes’ Deutschland steht: In all seiner Leichtigkeit, sich anderen Epochen anzuverwandeln und die eigene kritisch abzuschreiten, bleibt als Continuo Pleschinskis ansteckende Freude an Eleganz, Lebenslust, Weltläufigkeit, Schönheit gar, die in der deutschen Literatur jenseits des Barock nicht viele Verteidiger haben.«

Jurybegründung (Auszug)

HANS PLESCHINSKI, 1956 in Niedersachsen geboren, lebt seit 1976 in München. 1984 veröffentlichte er sein erstes Buch „Gabi Lenz. Werden & Wollen“, ihm folgten rund 20 weitere Werke, darunter Übersetzungen und Editionen, für die er mehrere Auszeichnungen erhielt. Seit 1985 ist er für den Bayerischen Rundfunk tätig. Er ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, 2012 wurde er zum „Chevalier dans l’ordre des Arts et des Lettres“ der Republik Frankreich ernannt.

Der Jury des Literaturpreises 2014 gehörten an:
Dr. Eberhard Falcke (Literaturkritiker), Prof. Dr. Sven Hanuschek (Ludwig Maximilians Universität), Judith Heitkamp (BR/Literatur), Christopher Schmidt (Süddeutsche Zeitung), Keto von Waberer (Preisträgerin 2011), Dr. Rachel Salamander (Literaturhandlung) sowie aus dem Stadtrat Nikolaus Gradl, Klaus-Peter Rupp (SPD), Thomas Niederbühl (Die Grünen/Rosa Liste) sowie Beatrix Burkhardt und Marian Offman (CSU).