Di 18.10.16 // 18.30 Uhr // Foyer
Grote literatuur uit Nederland en Vlaanderen

Bayern-2-Afterwork: ›Samir, genannt Sam‹

Shenja Lacher liest Mano Bouzamour

Samir wächst als Sohn marokkanischer Einwanderer im bunten De-Pijp-Viertel heran. Morgens spielt er klassische Musik auf einem gestohlenen Flügel. Beim Freitagsgebet in der Moschee träumt er von blonden Mädchen. Er ist glücklich. Bis sein großer Bruder verhaftet wird. Mano Bouzamour erzählt von einer Jugend im Einwandererviertel von Amsterdam (Residenzverlag, Deutsch von Bettina Bach).

Einführung: Cornelia Zetzsche (BR)
Musik: Marije Grevink (Violine), Evelyne Trauer (Violine), Christiane Hörr (Bratsche), Stefan Trauer (Cello)

In »radioTexte – Das offene Buch« (Bayern 2): So, 16.10., 11 Uhr
Veranstalter: Bayern 2, Stiftung Literaturhaus
Eintritt frei

»Mann, Maria voller Gnade, ich darf aufs Gymnasium, verdammt noch mal. Mein Bruder und ich liefen gut gelaunt zwischen rauchenden Jugendlichen die Eingangstreppe der Schule hinunter, wo ich gerade mein Kennenlerngespräch geführt hatte. Weil meine bescheuerte Grundschullehrerin mir nur eine Hauptschulempfehlung gegeben hat, obwohl ich laut Abschlusstest fürs Gymnasium geeignet bin, sollte ich mit einem Elternteil zum Gespräch kommen. Dann wollten sie entscheiden, ob ich aufs Gymnasium durfte oder nicht. Wie immer bei Schulgesprächen war mein Bruder dabei.
Eine Niederländischlehrerin nahm mich ins Kreuzverhör. Hätte nur noch gefehlt, dass sie mich an den Stuhl fesselt. Eine Dreiviertelstunde später schloss sie mit der Frage: ›Versprichst du mir, dir wirklich Mühe zu geben, wenn du hier bei uns einen Platz bekommst?‹
›Aber selbstverständlich.‹
Sie hatte zu meinem Bruder geschaut, der neben mir saß.
›Sie haben das auch gehört? Sehr schön. Dann habe ich ja einen Zeugen. Sorgen Sie dafür, dass er Wort hält?‹
›Wie ein Gefängniswärter, da können Sie ganz beruhigt sein. Die nächsten sechs Jahre gehört er mir.‹«
(LESPROBE »Samir, genannt Sam«)