Mi 9.11.16 // 20.30 Uhr // Saal
Mitten in Europa

Weltbeben. Leben im Zeitalter der Überforderung

Gabor Steingart im Gespräch mit Sigmund Gottlieb (BR)

Konflikte und Komplexität überfordern unsere Institutionen und Politiker. Ein aggressiver Finanzkapitalismus fügt der Wirtschaft Schaden zu. Die bisher tragende Mitte unserer Gesellschaft erodiert. Warum wir trotzdem nicht verzweifeln müssen und wie eine Überlebensstrategie für das Zeitalter der Überforderung aussieht – das neue Buch von Gabor Steingart bietet beides: schonungslose Analyse und Hoffnung auf eine Zukunft, die wieder Zuversicht verdient.
Gabor Steingart spricht Sigmund Gottlieb, dem Leiter des Programmbereiches Politik beim Bayerischen Fernsehen, über sein neues Buch (Knaus Verlag).

DREI FRAGEN AN GABOR STEINGART

Unsere Welt bebt, warum?

»Weil uns die Gleichzeitigkeit von Digitalisierung, Globalisierung und dem Zerfall der westlich dominierten Ordnung gewaltig zu schaffen macht. Wir erleben eine nie dagewesene Potenzierung von Komplexität und Konflikt. Unsere Institutionen, unsere Politiker, wir als Gesellschaft sind in das Zeitalter der Überforderung eingetreten.«

Und trotzdem sollen wir nicht verzagt sein?

»Den Verzagten wird nichts Gutes gelingen. Die Weltgeschichte ist ihrem Wesen nach keine Untergangs-, sondern eine Fortschrittsgeschichte. Der massive Veränderungsdruck, der auf das politische und ökonomische System wirkt, hat wahrhaft revolutionäre Verhältnisse entstehen lassen. Die Bürgergesellschaft ist endlich aufgewacht, sie ist vom Objekt zum Subjekt geworden und wird die politische und wirtschaftliche Elite, die das nicht verstehen will, das Fürchten lehren.«

Warum ist dieses Buch gerade jetzt notwendig?

»Weil es Grund zur Sorge, aber keinen Grund zur Verzweiflung gibt. Weil ich den diffusen Stimmungen, mit denen auf das große Beben reagiert wird, Orientierung entgegensetzen möchte. Weil es Alternativen zur Überforderung gibt, die für jeden von uns bekömmlicher sind. Das deutsche Bürgertum sehnt sich nach Selbstbestimmung, nicht nach Untergang.«